Was hält Menschen zusammen?

 

Bild Quelle: https://www.humanunlimited.com/blogs/blog/94638662-the-science-of-friendship

Beim Frühstück sinnierten meine Freundin Anna und ich über Paare in unseren Bekanntenkreisen. Speziell in meinem Umfeld fallen sie gerade um wie die Fliegen. Ein Paar hat ein riesiges Theater veranstaltet mit einem großen Hin-zur-Affäre-zurück-zur-Ehefrau-und-schließlich-zurück-zur-Affäre/jetzigen-Ehefrau. Bei einem anderen Paar haben sich die Streitigkeiten so lange verdichtet, bis es nichts Erfreuliches mehr zu besprechen gab. Eine andere Freundin war ihrer Ehe müde geworden und ist mittlerweile auf eine sehr spirituelle Weise mit einem neuen Partner verbunden. Wieder ein anderes Paar ist der Midlifecrisis des Mannes zum Opfer gefallen. Ein weiteres Paar hat gerade einen Anbau ans Haus fertigstellen lassen. Er lebt in dem Anbau, sie mit den Kindern im Haupthaus, weil er mehr Raum für sich braucht. Eine andere Ehe ist schleichend daran zerbrochen, dass - diplomatisch formuliert - sie sich entschieden hat, schwanger zu werden, ohne ihn in die Planung mit einzubeziehen. Rosenkrieg, Unterhaltsklage, Drama-Drama-Drama (traurigerweise auf dem Rücken des Kindes, das überhaupt nichts dafür kann).

Ich müsste nicht lange überlegen und mir würden noch deutlich mehr Beispiele dafür einfallen, wie Partnerschaften kaputtgehen können.

„Aber“ sagt Anna dann „was hält denn Menschen zusammen?“

Darüber denke ich nach. Freilich gibt es nicht nur Liebesbeziehungen, in denen Menschen zueinanderstehen oder sich voneinander entfernen. Nur wiegt der Effekt aufs Leben aller Familienmitglieder beim Beenden der Beziehung der Eltern schwerer als der Verlust einer Freundschaft. 

Ich kann jetzt platt weitermachen und frei nach Goethes Faust sagen: „Ganz einfach. Es ist ja die Liebe, die die Welt im Innern zusammenhält.“ *tusch* In meinen Augen beginnt alles mit Interesse am Gegenüber. Wenn daraus Liebe wird, entstehen Visionen, gemeinsame Pläne und vielleicht auch neues Leben. 

Und dann kommt lange Zeit ein Durchhalten. 

Es ist vieles schön, aber längst nicht alles. Es ist vieles schlecht, aber längst nicht alles. 

Wir sind müde, verunsichert, ernüchtert, gereizt, angestrengt bis hin zu ausgebrannt. 

Was uns ab da zusammenhält, ist Freude. Freude über die kleinen Dinge, die im Alltag passieren. Freude über kleine, mittlere, elefantöse Dinge, die wir in der Vergangenheit einzeln oder gemeinsam geschafft haben. Freude auf Dinge, die noch vor uns liegen, und die wir gemeinsam erleben möchten. 

Ich finde, wenn gerade die Letztgenannte fehlt, ist das, was uns zusammenhält, verloren gegangen. 

„Ich kann mir das mit dir nicht mehr vorstellen.“


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Connis Mutter

In bester Gesellschaft

True Love