Das Gewissen

Bild Quelle: https://www.tinnefeld-hoeren-sehen.de/2017/10/13/besser-sehen-bei-tag-und-nacht/

Ein dummes Ding ist es, dieses Gewissen. Ein gutes aber auch irgendwie. 
Wir haben ein schwieriges Verhältnis zueinander. 
Wenn ich meine Familie mit Essen versorge, Geschenke für Kindergeburtstage organisiere, die Flötentasche hinterhertrage…, klopft es mir anerkennend auf die Schulter. Spreche ich Freund*innen oder Kolleg*innen an, weil mir auffällt, dass es ihnen schlecht geht, drückt es mich an sich und schenkt mir Wärme. Bringe ich andere zum Lachen, kichert es mir ins Ohr. 
So gut es zu mir ist, wenn ich gut zu anderen bin, so unbarmherzig schlägt es zurück, wenn ich die Nerven verliere. 
Werde ich in Streitgesprächen laut, verärgere ich meine Kinder, indem ich Regeln durchsetze, stelle ich meine Bedürfnisse über die der anderen oder nehme mir gar eine Auszeit, raubt mir mein Gewissen den Schlaf.
Mein Gewissen ändert meinen Blickwinkel in Momenten, in denen ich es am wenigsten gebrauchen kann. Dann, wenn ich ruhen sollte. Dann, wenn ich etwas anderes Dringendes erledigen sollte.
Mein Gewissen macht, dass ich mich inkonsequent verhalte. Mein Gewissen macht, dass ich mich fühle, als verhalte ich mich ungerecht. Mein Gewissen macht, dass ich mich im Kreis drehe. 
Wie aus anderen Artikeln bereits zu erahnen ist, denke ich oft in Bildern oder Vergleichen. Hier fällt es mir schwer, eines zu finden. „Mein persönliches Karma“ dachte ich zunächst. Aber das würde bedeuten, dass ich alle schlechten Gefühle per Naturgesetz verdiene, die zu mir zurückkommen. Das finde ich nicht. Denn von außen betrachtet ist mir bewusst, dass manchmal Dinge in die Welt geschickt werden müssen, die sich schlecht anfühlen, um etwas Gutes zu erzeugen. Erziehung beispielsweise ist für keine der beteiligten Parteien ein Vergnügen. Wie schön es auch für uns Eltern wäre, wenn wir den Kindern alles erlauben könnten, niemals Nein sagen müssten und trotzdem würden liebenswürdige, rücksichtsvolle und zuverlässige Erwachsene aus ihnen werden. NIEMAND würde auch nur ein einziges Mal Nein sagen oder schimpfen. 
Es liegt in meiner Natur, Freude zu verbreiten. Ich bin ein Scherzkeks, und wenn ich in einem Lebensbereich nicht viel zu lachen habe, gerate ich ins Ungleichgewicht.
Vermutlich ist deshalb die Rolle der Spielverderberin so belastend für mich, dass mein Gewissen nachts aufspringt und mich mitreißt. 
Hey, Gewissen! Gönn dir und mir doch mal eine Pause! Was, wenn ich eines Tages mit zwei coolen Twens am Tisch sitze, die ihr Leben voll im Griff haben, glücklich und unabhängig sind und einen geschärften moralischen Kompass besitzen?
Entschuldigst du dich dann bei mir für die schlaflosen Nächte!? Das wäre ja wohl das Mindeste!



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